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sonjaruffieux

Sinnvolles Longieren


Fast jede/r hat sein Pferd schon einmal longiert. Aber wenige Erlernen leider das korrekte Longieren eines Pferdes, so dass es für das Pferd auch einen Nutzen hat. Ein Pferd an der durchhängenden Longe im Kreis herumzuschleudern, ist für das Pferd schädlich.

 

In dieser Beitragsreihe möchten wir Euch das Longieren gerne etwas näherbringen, denn es ist ein sehr wichtiges Tool in der Pferdeausbildung.

 

Ziele des Longierens



  •  Korrektur der natürlichen Schiefe = Geraderichtung

  • Schulterkontrolle und Schulterbalance

  • Anlehnung erarbeiten

  • Schubkraftentwicklung

  • Stimmkommando`s etablieren

  • Kommunikation am Boden erarbeiten und verfeinern

  • Gymnastizierung

  • Muskelaufbau

  • Vorbereitung der Jungpferde auf das Reiten

  • Vorbereitung gewisser Lektionen am Boden, bevor man sie im Sattel abfragt

  • Tragkraft erarbeiten




Geht mein Pferd korrekt auf einer Kreislinie?

Diese Merkmale sollte ein Pferd aufweisen, so dass es eine stabile Balance auf der Kreislinie hat

  • Es geht leise

  • Es geht spurig, kommt also nicht in Schräglage

  • Schulterbalance vorhanden

  • Das Tempo ist harmonisch

  • Der Takt ist klar

  • Es hat eine gute Anlehnung

  • Es biegt sich korrekt durch den ganzen Körper

  • Es ist mental entspannt und zufrieden

  • Es ist losgelassen

  • Die Hinterhand ist aktiv

  • Der innere Hüfthöcker senkt sich im vorführenden Hinterbein

  • Der Schweif pendelt locker mit

  • Es zeigt keine Anzeichen von verspannter Muskulatur

  • Es hat die Nase vor der Senkrechten

  • Es zeigt eine korrekte Genickstellung

 Welche weiteren Merkmale fallen euch noch ein? Welche Merkmale sprechen in dem Fall für eine Dysbalance? Was fällt euch bei eurem Pferd auf?





Schulterbalance

 

Eine gute Tragkraft setzt Schubkraft und Schulterbalance voraus. Die Schulterbalance kann man sehr gut auf der Kreislinie, sprich beim Longieren trainieren.

 

Die Schultern sollten auf der Kreislinie immer parallel bleiben. Man kann sich zwischen beiden Buggelenken eine Waage vorstellen, welche immer ausgeglichen sein sollte. Hat das Pferd noch keine gute Schulterbalance, fällt es mit der Schulter auf der einen Seite nach innen und auf der anderen Seite kippt es nach aussen. Höheres Tempo verstärkt die Problematik. Es sieht dann aus wie ein Motorradfahrer der in die Kurve liegt. Dies führt auf Dauer zu zahlreichen Schäden im Pferdekörper. Wir möchten aber ein Pferd, welches mit einer guten Schulterbalance laufen kann, so wie ein Zug auf Schienen, der eine Kurve fährt.

 

Trainieren wir ein Pferd in die Schulterbalance, arbeiten wir automatisch an der natürlichen Schiefe des Pferdes.

 

Hat das Pferd eine gute Schulterbalance

 

  • Können wir die Schubkraft und später die Tragkraft effektiver trainieren

  • Die Bewegungsbögen der Gliedmaßen werden harmonisch und können vollständig ausgeführt werden

  • Die Rumpfträger können richtig arbeiten und das Pferd kann tragfähig werden

  • Es fördert die gleichmässige Biegefähigkeit und verbessert die Stabilität

 

 Habt ihr Fragen zu diesem wichtigen Punkt? Wie sieht die Schulterbalance aktuell bei deinem Pferd aus?





Anlehnung

 

Korrektes Longieren geschieht in Anlehnung. Aber was versteht man darunter?

 

Die Anlehnung ist die stetige, feine Verbindung zwischen Reiterhand & Pferdekopf (sprich Pferdenase beim Kappzaum). Eine Anlehnung ist immer weich, flexibel und federnd. Nie starr, ziehend oder fixierend. Sie hilft dem Pferd die Richtung zu weisen und sich daran zu orientieren. Es ist eine wertvolle Hilfe für das Pferd. Eine feine Einwirkung der Reiterhand kommt viel besser beim Pferd an, wenn schon eine Verbindung zwischen Pferd und Mensch besteht.

 

Eine durchhängende Longe gibt dem Pferd keinen Halt und keine Richtungsweisung. Zudem kommen die Hilfen nicht gezielt an, da man die Longe erst nachfassen muss. Meistens ist die Hilfe dann auch etwas abrupt und stärker. Auch eine stetig starre oder ziehende Reiterhand an der Longe ist nicht förderlich, da das Pferd eher dagegen zieht.

 

Ein Anfangsziel des Longierens sollte immer sein, dem Pferd beizubringen diese Anlehnung zu suchen und dieser zu folgen. Alle weiteren Lektionen fallen dem Pferd und dem Menschen durch diese stetig weiche Verbindung viel einfacher.

Sucht dein Pferd die Anlehnung und wie gut nimmt es diese schon an?





Das Mitlaufen

 

Wir können mit unserem Gehen, das Pferd extrem beeinflussen, positiv wie auch negativ.

 

Unsere Pferde spiegeln unsere eigene Körperhaltung und dies können wir uns zu Nutze machen. Überprüft also bei „Fehlern“ Eures Pferdes immer zunächst, ob ihr selbst eine korrekte Haltung eingenommen habt, denn es kann gut sein, dass Euer Pferd einfach nur Eure eigenen Fehler kopiert.

 

Es macht z.B. einen enormen Unterschied, ob der/die Longenführerin mitläuft oder stehen bleibt und sich einfach nur mit dreht. Dazu haben wir euch ein Video erstellt, damit ihr dies besser sehen und verstehen könnt.

 

Hier aber die wichtigsten Punkte zusammengefasst: (nicht abschliessend)

  • Richtet Euch immer zur Laufrichtung aus. Geht grundsätzlich immer parallel zum Pferdekörper

  • Die Grundposition ist auf Kopfhöhe, so könnt ihr die Schultern eures Pferdes gut kontrollieren

  • Unser Oberkörper richtet sich auf. Unser Brustbein ist aufgerichtet

  • Wir laufen entspannt, nicht schlapp und nicht angespannt

  • Unsere Schultern sind entspannt und auf gleicher Höhe

  • Unsere innere Schulter darf nicht nach unten fallen und wir nehmen diese etwas zurück

  • Unsere äussere Schulter dreht sich gut mit

  • Unsere Fußspitzen zeigen immer in Kreisrichtung 

 

Fallen Euch sonst noch weitere wichtige Punkte ein? Wie bewegt ihr Euch beim Longieren?




Der Kappzaum

 

Der Kappzaum eignet sich für die pferdegerechte Longenarbeit sehr gut. Die Einwirkung erfolgt auf der Nase und wird über den gesamten Oberkiefer verteilt, womit die Einwirkung auf den gesamten Schädel wirkt.

 

Aber auch der Kappzaum muss gut sitzen und dem jeweiligen Pferd passen. Leider gibt es auf dem Markt viele verschiedene Kappzäume und auch welche, die auf der Nase rutschen und dem Pferd sogar Schmerzen bereiten können.

 

Merkmale eines guten Kappzaumes:

  • Er sollte nicht verrutschen. Dabei sollte man den Kappzaum auch nicht zu eng verschnallen müssen, damit er nicht auf der Pferdenase hin und her rutscht.

  • Er sollte einen Backenriemen haben, welcher verhindert, dass er nicht ins Auge rutscht

  • Der Bereich von Nase und Genick sollte sehr gut gepolstert sein sowie auch die Schnallen

  • Bei festen Naseneisen sollten nur 2 Gelenke vorhanden sein. Es sollte sich kein Gelenk direkt auf dem Nasenrücken befinden (Nussknackereffekt)

  • Biegbare Nasenbügel sollten sich gut am Pferd anpassen lassen

  • Kappzäume ohne festen Teil im Nasenriemen müssen sehr gut sitzen und nur bei Pferden verwendet werden, welche sich nicht in die Longe reinhängen


Kappzäume welche nicht geeignet sind und sogar Schmerzen verursachen können:

  •  Nylonhalfter mit Kappzaumringen (Rutschen zu stark)

  • Kappzäume mit festem Eisen welche ein Gelenk auf der Nase haben (Nussknackereffekt)

  • Kappzäume welche Fahrradketten oder Ähnliches eingearbeitet haben

  • Kappzäume ohne gutes Nasenposter

  • Serreta`s

 

Welche Kappzäume nutzt ihr?





Verschiedenes Equipment und deren Einwirkung

 

Nebst dem Kappzaum gibt es weitere Möglichkeit, womit man Longieren könnte. Mann sollte sich dabei bewusst sein, dass die Einwirkung eine ganz andere als beim Kappzaum ist. Diese Möglichkeiten empfehlen wir allerdings nicht!

 

Longieren an der Trense


Longe am inneren Trensenring eingeschnallt:

  • einseitige Einwirkung

  • Zug durch das empfindliche Pferdemaul

  • äusserer Ring gibt Druck auf die Lippe und Zug an den Unterkiefer

  • Belastung auf das Kiefergelenk

  • Es besteht die Gefahr, die Trense durch das Maul zu ziehen

  • Eine korrekte Anlehnung ist nicht möglich.

  • Keine korrekte Einwirkung auf das Genick möglich und somit auch keine korrekte Stellung und Biegung.


Longe durch den inneren Trensenring an den äusseren Trensenring eingeschnallt:

  • Zug seitlich

  • Durch die Einwirkung am äusseren Trensenring ergibt sich eher eine Aussenstellung

  • Bei stärkerem Zug kommen beide Trensenringe zusammen, dies ergibt einen Nussknackereffekt (Schmerzen im Maul)

  • Starker Druck auf die äussere Lippe und Unterkiefer sowie Belastung auf das Kiefergelenk und Genick

  • Anlehnung nicht möglich.

  • Keine korrekte Einwirkung auf das Genick möglich und somit auch keine korrekte Stellung und Biegung.


Longe durch den inneren Ring über das Genick an den äusseren Ring eingeschnallt:

  • Druck/Zug nach oben

  • Zug/Druck auf Lippen, Oberkiefer und Unterkiefer

  • Starke Belastung des Kiefergelenks und des Genicks

  • Reibung der Longe über das Genick

  • Hebelwirkung, da es wie ein Flaschenzugsystem stärker wirkt

  • Anlehnung nicht möglich

  • Keine korrekte Einwirkung auf das Genick möglich und somit auch keine korrekte Stellung und Biegung.


Trense mit Longierbrille:

  • Zug seitlich, wird durch die Longierbrille auf den äusseren Trensenring umgelenkt und somit eher Aussenstellung

  • Zug und Druck auf Lippen und Unterkiefer

  • Belastung des Kiefergelenkes

  • Anlehnung nicht möglich

  • Keine korrekte Einwirkung auf das Genick möglich und somit auch keine korrekte Stellung und Biegung.


Longieren am Halfter oder Knotenhalfter

  • Zug seitlich von unten, daher auch Einwirkung auf die äussere Seite und damit eher Aussenstellung

  • Keine korrekte Einwirkung auf das Genick möglich und somit auch keine korrekte Stellung und Biegung. Es besteht eher die Gefahr des Verwerfens

  • Grosse Gefahr des Verrutschens und kann somit ins Auge gehen

  • Keine Anlehnung möglich


Die oben genannte Einwirkung an der Trense gilt allerdings nicht für die Arbeit an der Doppellonge.Es macht also nicht viel Sinn ein Pferd mit diesem Equipment zu longieren, wenn weder eine korrekte Anlehnung noch eine korrekte Stellung und Biegung erarbeitet werden kann.





Hilfszügel- wenn Equipment mehr schadet als hilft

 

Leider ist das Nutzen von Hilfszügel beim Longieren noch zu viel verbreitet.

 

In der Ausbildung eines Pferdes gibt es nie Abkürzungen. Jedes Pferd muss zuerst Lernen korrekt auf dem Kreis zu gehen und dies benötigt viel Zeit und Geduld. Eine vermeintliche Abkürzung nehmen zu wollen, in dem man zu Hilfszügel greift, schadet auf Dauer dem Pferd. Schmerzen und Unwohlsein können aber schon bei der ersten Anwendung auftreten.

 

Was machen Hilfszügel im Allgemeinen:

  • Sie fixieren das Pferd in einer Haltung. Es ist somit eine mechanische Zwangshaltung

  • Die Haltung wird eingeschränkt

  • Der Hals kann nicht mehr voll als Balancierstange genutzt werden. Bei jungen Pferden anfangs sehr wichtig

  • Da sie fix sind, ist kein Nachgeben möglich

  • Die natürliche Nickbewegung wird behindert

  • Um den Schmerzen auszuweichen, weichen die Pferde mit dem Kopf in die nicht schmerzende Richtung aus. Meist zu tief und hinter die Senkrechte, je nach Verschnallung des Hilfszügels. Teils auch zu eng in den Ganaschen mit falscher Aufrichtung

  • Dies verspannt Muskeln, bis hin zur Förderung von Kompensationsmuskulatur

  • Sie fördern die Vorhandlastigkeit

  • Je nach Art des Hilfszügels wird die Schubkraft unterbrochen, da er rückwärts einwirkt.

  • Die Pferde habe kein Vertrauen ins Gebiss, denn durch die Eigenbewegung des Hilfszügels ruckt dies bei jedem Schritt im Maul, egal wie «lose» der Hilfszügel verschnallt wird.

  •  Eine Anlehnung ist nicht möglich

  • Alle Strukturen wie Gelenke, Bänder, Sehnen, Faszien werden überlastet und es fördert deren Verschleiss

  • Die Pferde erlernen dadurch Fehlhaltungen und keine korrekte und reelle Haltung, welche gesund wäre.

  • Bei gewissen Hilfszügel ist die Sturzgefahr erheblich erhöht.

  • Pessoa-Longierhilfe: Die Hinterhand ist direkt mit dem Maul verbunden, je aktiver die Hinterhand, desto mehr Zug/Schmerz im Maul. Die Schubkraft wird komplett abgebremst, da die Vorspannung dafür Schmerzen im Maul verursacht.


Aus diesen Gründen verwenden wir keine Hilfszügel bei unseren Pferden. Die oben genannten Punkte gelten natürlich auch beim Einsatz des Reitens.

Habt ihr schon Erfahrungen mit Hilfszügeln gemacht?





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